Im KOMATRA-Projekt arbeiten wir mit sieben Unternehmen an deren Use Cases zur Umsetzung von werteorientiertem Arbeiten und Lernen in der Kreislaufwirtschaft. Wir haben sog. Use-Case-Journeys entwickelt, die die Transformationspfade der Unternehmen abbilden und wertvolle Erkenntnisse für den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Organisation liefern. Das Zusammenführen der sieben Use Case Journeys ergab einen typisierten Verlauf.
Transformationspfade zur Kreislaufwirtschaft
Use-Case Journeys
Use-Case-Journeys: Transformationspfade zur Kreislaufwirtschaft
Wertearbeit als Fundament für Transformationsprozess
Den Einstieg in den Transformationsprozess finden die Unternehmen typischerweise über die Reflexion ihrer organisationalen Werten. Sie stellen sich grundlegende Fragen, wie z.B.: Was macht uns als Organisation aus? Was hält uns in wechselvollen Zeiten zusammen? Welche Überzeugungen stärken uns für die Zukunft? Diese sogenannte Wertearbeit bildet das Fundament für weitere Veränderungen und rückt Themen der Organisationsentwicklung in den Mittelpunkt. Im Fokus stehen dabei Aspekte von werteorientierter Führung, eigenverantwortlichem Arbeiten, Selbstorganisation aber auch der wertschätzenden Kommunikation, um die Zusammenarbeit besser zu machen und die Prozesse effektiver werden zu lassen. Oft werden flankierend hierzu Digitalisierungsmaßnahmen eingeführt.
Während werteorientiertes Lernen bisher noch weniger im Fokus steht, wird es in naher Zukunft bei einigen der KOMATRA Unternehmen als Vertiefungsthema gesehen: Welche Werte leiten unsere Lernprozesse? Wie können wir Werte vermitteln aber auch gemeinsam weiterentwickeln und somit die kulturelle Basis der Organisation festigen?
Kreislaufwirtschaft als Zukunftsthema für Unternehmenspartner
Die Kreislaufwirtschaft ist für die meisten KOMATRA-Unternehmen eher ein Zukunftsthema. Die intensive Beschäftigung mit Werten und der Frage nach der eigenen Zukunftsfähigkeit gibt dem Thema jedoch Aufschwung. Die KOMATRA-Begleitung wird genutzt, um neueste technische Lösungen kennenzulernen und wirtschaftliche Potenziale abschätzen zu können. Erste Maßnahmen zur Entwicklung kreislauffähiger Eigenprodukte werden bereits umgesetzt.
Von Use-Case-Journeys anderer Unternehmenspartner lernen
Die Visualisierung der Use-Case-Journeys fördert in Workshops den Austausch zwischen den Unternehmen zu ihren Transformationspfaden und den dahinterliegenden Dynamiken. So können die Teilnehmer voneinander lernen und ihre eigenen Strategien optimieren.
Die nachfolgende Grafik zeigt exemplarisch, wie eine Use-Case-Journey im Projekt KOMATRA aufgebaut ist.

Werteraum Kreislaufwirtschaft
Motivation und Werte auf dem Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft
Warum Unternehmen jetzt umdenken müssen
Die Umstellung von der linearen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine notwendige Evolution für zukunftsorientierte Unternehmen. Dieser Wandel erfordert mutige Schritte und durchdringt alle Ebenen des Geschäftsmodells. Konsequent zu Ende gedacht, führt es zu massiven Veränderungen und braucht einiges an Motivation und Durchhaltevermögen. Arbeitsweisen, Wertschöpfungsnetzwerke und Produktionssysteme sind anfangs nicht klar, die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten unvorhersehbar. Für die Mitarbeitenden kommen neue Arbeitsweisen und Kompetenzen zum Tragen. Sie müssen sich umstellen, Erfahrungswissen und Arbeitsroutinen zumindest partiell aufgeben. Diese Transformation bietet Chancen Vorreiter in einer ressourcenschonenden und zukunftsfähigen Wirtschaft zu werden, ist aber auch eine große Herausforderung.
Warum diesen Weg der Transformation einschlagen? Was treibt Unternehmen an?
Anpasser oder Pioniere: Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen?
Unsere Forschung zeigt, dass es – stark vereinfacht– zwei Typen von Unternehmen gibt. Typ eins sind die „Anpassungsorientierten Nachzügler“. Sie sind risikomeidend, bevorzugen bewährte Geschäftsfelder und Wertschöpfungsmodelle und leben nach innen eine Kultur der Stabilität. Traditionelle Werte haben Vorrang. Die Umsetzung von Maßnahmen zugunsten der Nachhaltigkeit findet im bestehenden und regulatorisch notwendigen Rahmen statt. So werden auch Aktivitäten zugunsten des Kreislaufwirtschafsmodells eher reaktiv und unter Berücksichtigung von Normen und Regularien umgesetzt. Darüber hinaus werden bei diesem Typus mitunter Bestrebungen zur Effizienzsteigerung bzw. Gewinnmaximierung durch Einsparungen wirksam, wenn es um die Veränderung des Geschäftsmodells geht.
Visionäre Vorreiter: Mit Risiko zur Marktführerschaft
Typ zwei sind „Motivierte Vorreiter“ mit einer hohen Risikobereitschaft. Hinter der Unternehmensstrategie steckt Mut zu riskanten Unternehmungen mit dem Potenzial für hohe Renditen. Sie verfolgen eine Innovationsführerschaft, sind vom Selbstverständnis her Pioniere und treiben Marktveränderungen aktiv voran – durchaus mit der Gefahr des Scheiterns. Die Arbeitskultur ist geprägt von Offenheit und Wechselhaftigkeit. Man erkennt eine Ausrichtung auf umweltfreundliche Lösungen, die nicht zuletzt durch Innovationsfreude aber auch durch eine kundengetriebene Entwicklung und Ausrichtung auf klimafreundliche Kundenanforderungen geprägt ist.
Werte, die Unternehmen vorantreiben
Trotz aller Gegensätzlichkeit der hier skizzierten „Idealtypen“ lassen sich die komplexen unternehmerischen Transformationsmuster zugunsten der Kreislaufwirtschaft in einem Werteraum abbilden. Es sind vier Kernwerte, die sich in unterschiedlicher Ausprägung niederschlagen:
Verantwortungsbewusstsein: Vom Reden zum Handeln
Das Bewusstsein für die eigene unternehmerische Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft ist ein wichtiger Wert. Viele Unternehmen wollen aktiv einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Sie haben die gesellschaftliche Verantwortung in ihrem Unternehmensverständnis verankert und richten ihre Strategie daran aus. Die Kreislaufwirtschaft übersetzt diesen Wert in konkrete Wertschöpfungsmuster.

Regionalität: Wurzeln stärken, Kreisläufe schaffen
Eine Identifikation mit der Region und eine regional-kulturelle Verankerung helfen, neue Wirtschaftskreisläufe mit interessierten Partnern aufzubauen. In Analogie zu Industrieclustern des vergangenen Jahrhunderts werden die Chancen für eine positive Regionalentwicklung mit hohem wirtschaftlichem Identifikations- und Leistungspotenzial gesehen. Damit einher können auch Ressourceneinsparungen (Logistik, Bildungsaufwände) gehen.
Innovationsbereitschaft: Neues ausprobieren und mutig sein
Der Wunsch zur Innovation und Erneuerungen kann prägend für eine Unternehmensstrategie und -kultur der Organisation sein. Neue Ideen werden positiv bewertet, verfolgt oder wieder verworfen, Pilotprojekte realisiert und neue Geschäftsfelder eröffnet. Oftmals geht Innovationsbereitschaft auch mit einer Technologieoffenheit und einem hohen Maß an Selbstorganisation von Fachbereichen einher. Auch bei der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft müssen Unternehmen offen dafür sein, bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse zu überdenken oder gar zu verwerfen und neue zirkuläre Ansätze zu entwickeln.
Gewinnorientierung: Gewinne erzielen und dabei nachhaltig bleiben
Gewinn ist entscheidend für das langfristige Überleben und die Entwicklung eines Unternehmens. Nur durch Gewinne kann ein Unternehmen seine Existenz sichern, Arbeitsplätze erhalten, Innovationen finanzieren oder auch in die Region investieren. Dieser unternehmerische Basiswert ist entscheidend für die Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft. Der Wunsch nach Kosteneinsparungen oder Absatzsteigerung treibt die notwendige Transformation voran. Unternehmen erhoffen sich Einsparungen bei Materialkosten durch zirkuläre Prozesse oder neue Absatzmärkte durch die Gewinnung neuer Kundengruppen.